Fünf junge Erwachsene mit unterschiedlichen Behinderungsgraden und -bildern teilen sich in Ennepetal eine gemeinsame WG. Komplettbetreuung durch Mitarbeiter der SAB ermöglicht normales Alltagsleben von beruflichen Verpflichtungen bis hin zu Discobesuchen.
Bunte Kunstwerke und Erinnerungen an gemeinsame Urlaube zieren die Wände. In der Küche werden bereits die Raclette-Zutaten in Form geschnitten. Der Jahreswechsel ist nur noch wenige Stunden entfernt und in der WG Unterm Regenbogen steigt langsam die Vorfreude. Vor allem Thomas würde die Silvesterraketen am liebsten bereits in Stellung bringen.
Fünfer-WG
Mit Ann-Kristin, Larissa und Malina teilt er sich seit dem 3. September 2012 die Wohnung in Ennepetal. Die vier kennen sich bereits seit Kindergartentagen. Ihre Eltern waren es, die den Verein „WohnEN unterm Regenbogen“ gründeten, um ihren beeinträchtigten Kindern ein möglichst selbstbestimmtes und -ständiges Leben zu ermöglichen. Seit Mai 2014 komplettiert Justin die WG, die sich – ganz im Sinne des Inklusionsgedanken – in einem Mehrfamilienhaus befindet, in dem noch viele andere Menschen mit und ohne Behinderungen wohnen.
Eigene Interessen und gemeinsame Aktivitäten
In der Loher Straße führen die WG-Bewohner, alle zwischen 21 und 30 Jahren, nicht nur ein Leben fernab der Elternhäuser: Eine umfassende Betreuung ermöglicht es ihnen, alle Facetten des Alltags wahrzunehmen: Arbeit, Ausflüge in Zoos oder auf Weihnachtsmärkte, Schwimmen, Discobesuche und Sport im Fitnessstudio. Für diese „normale“ Vielfalt sorgt täglich in unterschiedlichen Schichten ein 16-köpfiges Team aus Krankenschwestern, Pflegehilfskräften, Heilerziehungspflegern und Sozialpädagogen der SAB. Tagsüber sind meist drei bis vier BetreuerInnen gleichzeitig vor Ort, nachts immer zwei.
Denn die fünf jungen Erwachsenen haben alle unterschiedliche geistige und körperliche Behinderungsbilder und somit auch Pflegegrade. „Jeder hat außerdem eigene Interessen, so dass die vielfältigen Angebote individuell wahrgenommen, aber von allen Bewohnern sehr geschätzt werden“, weiß Stephan Jakobs (36), Kundenbetreuer der SAB.
Einheitliche Betreuung
Nicole Auth (41), Leitung der Pflege vor Ort, erklärt zudem den Vorteil einer einheitlichen Betreuung: „Anfangs waren zwei Unternehmen für die Versorgung verantwortlich. Das führte teilweise zu Problemen, die wiederum die Stimmung innerhalb der WG drückten.“ Seit Mai 2014 erfolgt daher die pflegerische und pädagogische Versorgung komplett aus Hand der SAB.
„Die fünf sind sehr zufrieden mit der neuen Regelung, die Atmosphäre ist viel entspannter. Auch die Eltern befürworten das aktuelle einheitliche System, welches die Betreuung deutlich effektiver macht, ohne dabei die Interessen der Einzelnen aus den Augen zu verlieren“, freut sich Auth.
Urlaub an der See
Natürlich gehen die fünf ihren eigenen Vorlieben nach. Während Thomas und Justin sich eine kurze Auszeit in ihren Zimmern gönnen, entspannt sich Larissa im gemeinsamen Wohnzimmer in ihrem Traumschwinger: „Den hat sie sich während unseres Ausflugs zum Zeltfestival Ruhr in Bochum als Andenken gekauft“, erinnert sich Auth.
Neben den vielen Tagestrips ist der jährliche gemeinsame Urlaub der fünf ein weiteres Alleinstellungsmerkmal der Behinderten-WG. „2015 geht es für zwei Wochen an die See. Die größte Herausforderung ist es, behindertengerechte und barrierefreie Häuser zu finden“, sagt Auth, die zusammen mit den anderen BetreuerInnen, Bewohnern und Eltern die Urlaube plant. Zweifelsfrei ein Highlight im Jahresablauf – der nächste Arbeitstag kommt nämlich leider früh genug, während die Ferienzeit wie immer viel zu kurz ist.
Zusatzinformationen:
Ann-Kristin, Justin, Larissa, Malina und Thomas habe alle ein eigenes Zimmer in der 300qm großen Wohnung. Hinzu kommen ein gemeinsames Wohnzimmer, die geräumige Küche sowie drei Bäder mit speziellen Pflegeinrichtungen, z.B. Pflegebad. Für die Nachbereitschaft steht außerdem ein separates Zimmer zur Verfügung.
Um den Bewohnern einen ungestörten Schlaf zu ermöglichen, werden zwei Betten zudem videoüberwacht, um bei möglichen Problemen sofort eingreifen zu können.