SchulbegleiterInnen lernen und erproben neues Wissen in Workshops. Konzentration liegt verstärkt auf aktiver Beteiligung. Freiwillige Kurse erfreuen sich großer Beliebtheit
Wenn die Kinder ihre wohlverdienten Ferien genießen, drücken die SAB-Mitarbeiter die Schulbank. Die Oster- und Herbstferien legen den Fokus auf die Weiterbildung aller interessierten SchulbegleiterInnen. Die Inhalte sind dabei genauso lebendig, wie die Ausrichtung der gebotenen Veranstaltungen. SAB.Ruhr-Geschäftsführer Deni Halilovic: „Bis auf einen Pflichtteil für unsere Mitarbeiter des Ennepe-Ruhr-Kreises handelt es sich um freiwillige Veranstaltungen, die sich großer Beliebtheit erfreuen. Die Teilnehmer erkennen selbst: Je mehr sie wissen, umso besser ist ihr Stand im schulischen Kontext.“
Fokus auf Workshops gerichtet
Nicht nur die Schulbegleiter lernen aus den regelmäßigen Veranstaltungen. Basis des Konzeptes ist die konsequente Weiterentwicklung von Inhalten und Durchführung, die sich aus neusten Erkenntnissen sowie konkreten Rückmeldungen der Teilnehmer zusammensetzt: „Deshalb haben wir während der Osterferien 2016 zum zweiten Mal verstärkt Workshops angeboten“, erklärt Halilovic die Reaktion der SAB.Ruhr auf Anmerkungen und Wünsche von Mitarbeitern und Dozenten gleichermaßen.
Eine Erfahrung, die Dozentin Yvonne Demuth vom Autismus-Therapie-Zentrum Dortmund/Hagen (ATZ) bestätigt: „Teil eines jeden Lehrgangs ist die Nachfrage, ob die Inhalte den Schulbegleitern helfen. Ebenso ob es ergänzende oder überflüssige Ansätze gibt. Dabei hat sich herausgestellt, dass der interaktive Charakter eines Workshops deutlich dem frontalen Input eines Seminars vorgezogen wird. Durch eigene Aktivität und das Erleben im Team werden die Inhalte besser aufgenommen und ein nachhaltiger Austausch unter den Teilnehmer gefördert.“
Den Start in die SAB.Ruhr-Weiterbildungswochen machte das Seminar „Grundlagen der Schulbegleitung“. Dipl. Heilpädagogin Dr. Ute Kaufmann beleuchtete inklusive Bildungssysteme und ging auf die praktischen Aspekte der Schulbegleiter-Tätigkeiten ein. Die SAB-Supervisorin stellte den Teilnehmern verschiedene „Handwerkzeuge“ – z.B. das Schreiben von Entwicklungsberichten – vor und ließ Raum für Diskussionen und Austausch.
Insgesamt drei Workshops leitete Yvonne Demuth vom Autismus-Therapie-Zentrum Dortmund/Hagen (ATZ). Die 40-jährige Rehabilitationspädagogin blickt auf eine umfangreiche Karriere aus Ausbildung, Studium und langjähriger Berufserfahrung zurück. Seit 2011 arbeitet sie im ATZ als Therapeutin für Kinder und Jugendliche aus dem gesamten Autismus-Spektrum und präsentiert seit eineinhalb Jahren verschiedene Weiterbildungsmaßnahmen.
Vertrautes Verhältnis und flexible Teilnahmemöglichkeiten
Durch die überschaubare Gruppengröße (max. 20 TN) sowie einer oftmals mehrtägigen Zusammenarbeit, entwickle sich mit der Zeit ein vertrautes Verhältnis untereinander: „Viele Schulbegleiter sind allein am Standort und können sich nicht kurz informell mit Kolleginnen und Kollegen austauschen. Man merkt, dass mit der Zeit alle auftauen, mehr erzählen und so Erfahrungen teilen, die den anderen neue Impulse liefern können“, freut sich Demuth über das Klima.
Zum erfolgreichen Prinzip der SAB-Weiterbildungswochen gehört zudem der flexible Charakter. Obwohl Anmeldungen meist für ein komplettes Paket gültig sind, stehen Mitarbeitern jederzeit die Möglichkeiten des spontanen Quereinstiegs oder zusätzlicher Nachmeldungen offen.
Die Ausweitung der Beteiligung aus eigener Initiative, unterstreicht die Wertschätzung der Weiterbildungsmaßnahmen seitens der Teilnehmer, die schnell den Mehrwert von zusammenhängenden und aufeinander aufbauenden Unterrichtsblöcken erkennen.
Sechs Blöcke zu verschiedenen Themenbereichen
Weitere Kerninhalte während der Osterferien waren die Themenbereiche „TEACCH-ANSATZ* und seine Anwendung im Unterricht“ (u.a. Vereinfachung und Strukturierung der täglichen Aufgaben eines Kindes zur Förderung der Selbstständigkeit), „Umgang mit herausforderndem Verhalten in der Schule“ (meist, aber nicht ausschließlich in Bezug auf das betreute Kind, u.a. Möglichkeiten, Ursache und Wirkung, den Einfluss der eigenen Person und Zusammenhänge sowie Handlungsstrategien zu untersuchen und zu entwickeln), „Autismus und Schule“ (u.a. welchen Unterstützungsbedarf hat ein autistischer Schüler, wie kann man pädagogisch und didaktisch begleiten?) sowie „Pubertät und Entwicklung der Sexualität bei Menschen mit Autismus-Spektrum-Störung (ASS)“ (u.a. wie erlebt der Jugendliche mit ASS das Aufkeimen der eigenen Sexualität?).
Weiterbildung weiterentwickeln
Nach zwei intensiven Wochen der Weiterbildung haben die zahlreichen TeilnehmerInnen die Chance, ihr neu erlangtes Wissen im täglichen Miteinander anzuwenden und ihre betreuten Kinder zielgerichtet im (Schul-)Alltag zu begleiten und eine positive Entwicklung mitzutragen.
Dennoch gilt: Nach der Weiterbildung ist vor der Weiterbildung: Das Feedback wird erneut genutzt, um die Inhalte der Seminare und Workshops weiter zu schärfen und zu intensivieren sowie auf aktuelle Entwicklungen und Bedürfnisse aller Beteiligten – Kinder, Eltern, SAB-MitarbeiterInnen, Schulpersonal und DozentInnen – während der nächsten Weiterbildungswochen im Herbst eingehen zu können.
*TEACCH steht für „Treatment and Education of Autistic and related Communication handicapped Children“, zu Deutsch: Behandlung und pädagogische Förderung autistischer und in ähnlicher Weise kommunikationsbehinderter Kinder. Der Ansatz entwickelte sich aus einem universitären Forschungsprojekt (North Carolina/USA), welches 1972 durch eine Elterninitiative zu einem anerkannten Programm ausgeweitet wurde.